Walderlebnis – sich etwas Gutes tun

Wann waren Sie letztmals in der Natur unterwegs? Ich meine im Grünen, fernab von Strasse, Verkehr und Menschenansammlungen.

Für mich ist Bewegung in der Natur etwas ganz Wichtiges. Sei es zu Fuss oder mit dem Bike, das wilde Grün in Abgeschiedenheit habe ich in den letzten Jahren als Energiequelle und Muntermacher neu entdeckt. So wurde der Herrenwald zwischen Weggis/Röhrli und Hertenstein für mich zu einem kleinen Paradies, auf dessen Wegen ich wöchentlich mehrmals unterwegs bin. Der Röhrliwald – wie ich ihn nenne – ist nicht nur nahe von meinem Zuhause, sondern ein Flecken Erde, der so viel Schönes vereint. Gerade im Übergang von Winter zum Frühling finde ich faszinierend wie die kahlen Laubbäume, Sträucher, Stauden und Farne frische, hellgrüne Blätter und Knospen treiben und sich durch die Kraft der Frühlingssonne neu erschaffen. Dieser natürliche Entwicklungsprozess mitzuerleben, zu sehen wie mit dem Regen das Grün spriesst und in der Trockenphase die Pflanzen innehalten, ist für mich ein wunderbares Lebenszeichen des Waldes.

Was macht den Röhrliwald so speziell? Mich begeistert seine Mischung aus alten Tannen- und Laubbäumen, seine wilde Naturbelassenheit, seine Lage entlang des tief- aber auch türkisblauen Küssnachter Seebeckens und die Fernsicht über die offenen Wiesen zur markanten Rigi oder über den Vierwaldstättersee in die verschneiten Alpen. Dieses Jahr habe ich zudem wiederholt überraschend Tiere gesehen. So sind mir nicht nur Fuchs und Eichhörnchen begegnet, sondern auch ein Fasan und gar schon dreimal hat sich eine Schlange (Ringelnatter?) aufgeschreckt durch meine Tritte ins Unterholz verzogen. Das sind Naturerlebnisse, nicht weiter spektakulär, jedoch freuen sie mich immer wieder von neuem und ich bin dankbar dafür.

Aber was haben meine Kurzausflüge in den Wald mit Hypnose zu tun?

Auf das erste Ansinnen wenig, auf das zweite gibt es Bezug dazu. Hypnose und die damit verbundene Trance ist ein fokussierter Bewusstseinszustand, eine Reise in unser Inneres, zu unserer Quelle – dem Unbewussten. Dabei spielen nicht nur unsere Gefühle, sondern auch unsere Sinneswahrnehmungen eine wesentliche Rolle. Was sehen, hören, riechen, schmecken, spüren wir auf unserer Reise in unserem Unbewussten? Diese Wahrnehmungen sind wichtig, um die Trance-Erfahrung zu ankern und später bewusst wieder abrufen zu können. Die Wahrnehmung ist der Punkt. Diese Fähigkeit ist nicht «gottgegeben» und grad in unserer hektischen, von Druck und Stress belasteten Zeit werden wir ihrer Bedeutung nicht gerecht. Wir lassen uns oft kaum Zeit unsere Gefühle wahrzunehmen und reagieren nach unserem erfahrungs-konditionierten Reflex. Dabei verpassen wir die Chance, unser Verhalten bewusst und unseren eigenen Bedürfnissen angemessen zu steuern. Also, weshalb emotional in die Sätze kommen, wenn jemand von einem etwas Unpassendes erwartet? Besser: Innehalten, Gefühl dazu wahrnehmen und eine sachliche den eigenen Bedürfnissen entsprechende Antwort geben.

Die gute Nachricht ist, unsere Wahrnehmungsfähigkeit ist wie ein Muskel und kann entwickelt werden. Dazu erachte ich den Waldspaziergang als sehr geeignet. Unsere Bewegung in der Natur fördert nicht nur unsere physischen Muskeln, zusätzlich kann sie auch als Wahrnehmungsübung dienen. Gehen Sie durch den Wald und nehmen Sie die Pflanzen, Bäume, aber auch das Gezwitscher der Vögel, das Summen der Insekten und vielleicht das Plätschern eines Wasserlaufes bewusst wahr. Riechen Sie den Duft des feuchten Mooses. Welche Gefühle löst er bei Ihnen aus? Spüren Sie, wie sich Ihre Sohle anfühlt, wenn Sie Ihren Fuss auf dem steinigen Boden aufsetzen. Essen Sie eine reife Waldbeere, geben Sie Ihrem Gaumen Aufmerksamkeit und lassen Sie sich von deren Geschmack vereinnahmen.

Das sind für mich Momente ganz im «Hier und Jetzt». Sie geben meinem Walderlebnis eine meditative Tiefe. Ich tanke innere Ruhe, steigere meine (Eigen-)Wahrnehmungsfähigkeit und schaffe für mich immer wieder spezielle Momente des Glücks. Wunderbar!

Wie halten Sies mit Ihren Waldspaziergängen?

Juni 2020

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